Ich kenne Wien wie meine Westentasche. Dachte ich zumindest. Bis ich Annemarie Geiger treffe, die Führungen durch das unentdeckte und unbekannte Wien anbietet.
Über den „Bus aus dem Fluss“ weiß sie genauso viel zu erzählen wie über die Geheimnisse des Wiener Adels und des Zentralfriedhofs, die verruchte und explosive Vergangenheit des Stuwerviertels oder das jüdische Wien.

Ihr Wissen teilt die vielsprachige Annemarie Geiger gerne und begeistert, zu Fuß oder naturschonend per Rad. „Mein erklärtes Ziel ist, dass meine Gäste nach der Tour happy sind, nach der Radtour trifft eher müde, aber glücklich zu“, lacht sie.

Ursprünglich international in der Pharmabranche tätig, schmiss die Reisebegeisterte den tollen Job hin und zog ein halbes Jahr mit dem Rucksack durch Australien. Dort reifte ihr Wunsch, ihre Leidenschaft für Sprachen, Menschen und dem gemeinsamen Entdecken zu einem Brotberuf zu machen. 10 Jahre lang arbeitete sie als Begleiterin von Gruppenreisen. „Ich habe mit meinen Reisegruppen so viele spannende Gegenden bereist, und dann kommst du mit deinen Leuten wo an, und der Local Guide übernimmt, und ist der volle Hero, der Geheimnisse kennt, und das erzählt, was nicht im Reiseführer steht. Das wollte ich irgendwann auch!“

Also studierte sie Tourismusmanagement, machte zusätzlich den Lehrgang zur staatlich geprüften Fremdenführerin – „und jetzt bin ich glücklich. Ich liebe es, Menschen für meine Heimatstadt zu begeistern, gemeinsam Neues zu entdecken. Und ich lerne täglich dazu. Am meisten durch die Fragen meiner Gäste.“

Bis zu zwei Wochen dauert es, bis eine Tour fertig zusammengestellt, recherchiert und ausprobiert worden ist. „Der Mix ist wichtig, klar, Zahlen, Daten, Fakten, aber auch viele Anekdoten, und die Verbindung zwischen Geschichte und dem Jetzt ist wichtig. Also, zum Beispiel, was die Straßengestaltung im Stuwerviertel mit der Rotlicht-Vergangenheit zu tun hat. Das garantiert Aha-Erlebnisse. Um am Ende von fast jeder Tour gehen wir gemeinsam essen und entdecken kulinarisch, was Wien zu bieten hat, und das ist einiges.“

Als Ausgleich zur fordernden Arbeit entspannt Annemarie Geiger in der Natur, zu Fuß oder mit dem Rad. „Seitdem dieser Virus unser gesellschaftliches Leben lahmlegt, bin ich so viel allein im Wienerwald gewandert, wie noch nie.Dort sind mir die Ideen für neue Touren nur so zugeflogen!“ Bald soll es eine Tour „Nachhaltiges Wien“ geben, wo man hinter die Kulissen kleiner, innovativer Betriebe schauen kann, „Grünes Wien“, wo verborgene Gärten ebenso besucht werden wie vegetarische Restaurants.

Das Stuwerviertel hat sie so liebgewonnen, dass sie vor einiger Zeit sogar hergezogen ist. Von ihren Fenstern aus kann man den Kahlenberg sehen, sie liebt den Markt und die Menschen hier. „Mein Lieblingsplatz ist der Ilgplatz, er ist rund und beschaulich und man hat ein wenig das Gefühl, die Zeit bleibt stehen.“

Weitere Infos und Anmeldungen: http://www.anne-guides.at