Seit zwei Jahren ist das Stuwerviertel um eine Perle der Gastronomie reicher. „Das Stuwer“ begeistert nicht nur mit Wiener Küche, sondern auch mit einer Neuinterpretation des Langos. Dafür hat das Team rund um Roland Soyka sogar eine Haube von Gault&Millau erhalten.

Wenn es etwas nicht gibt, dann muss man es selber machen. Das dachte sich jedenfalls Gastronom Roland Soyka als er vor zehn Jahren der Liebe wegen ins Stuwerviertel zog. „Mir haben hier einfach die richtigen Lokale gefehlt, wir mussten immer aus dem Grätzl weg“, erklärt der gebürtige Tiroler. Allerdings hat es dann doch noch einige Zeit gedauert, bis Soyka das Ecklokal in der Stuwerstraße übernehmen konnte. „Das Ecklokal hat mir architektonisch von Anfang an schon sehr gut gefallen. Super fand ich auch immer schon den schönen, offenen Schanigarten“, erzählt er.

Neu interpretiert

Das Konzept von Roland Soyka klingt einfach: Gute leistbare Küche ohne Wenn und Aber. „Ich wollte kein Bobo-Konzept, das nach auІen hin mehr verspricht als es dann ist. Ich möchte, dass die Gäste sich zum Beispiel einen einfachen Backhendlsalat bestellen und sich nach dem ersten Bissen denken: „Wow! Schon lange nicht mehr so ein saftiges Hendl bekommen.“ Wir bieten österreichische Küche mit internationalem Weitblick“, erklärt Soyka. So gibt es hier aus der Küche von Adam Diduszko das klassische Wiener Schnitzel vom Kalb, einen Zwiebelrostbraten oder ein Alt Wiener Backfleisch und als Nachspeise passend zur Saison Zwetschkenknödel. AuІerdem gibt es je nach Jahrezeit immer 2 bis 3 Neuinterpretationen wie im Moment einen knusprigen, asiatischen Schweinebauch. Zusätzlich interpretiert das „Stuwer“ einen typischen Praterklassiker für Wiener Verhältnisse völlig neu: das Langos. Bekannt als fetttriefende und knoblauchlastige Teigflade, kommt es bei Roland Soyka zu neuen Ehren: „Ein Langos ist wie eine leere Leinwand, auf der man alles machen kann.“ Deshalb serviert Soyka sein Langos schon einmal mit Schafkäse, Paradeisermarmelade und Kapernpopcorn oder mit hausgebeizter Lachsforelle, Rucola und Limetten-Aioli. „Hefefladen gibt es in vielen Regionen Еsterreichs. Die tiroler „Ziachkiachl“, die deutschen „Kniekküchle“ oder den Еsterreichern auch unter „Bauernkrapfen“bekannt, kommen mit vielen verschiedenen Füllungen daher. Selbst in Ungarn wird nicht nur Knoblauch auf den Langos gestrichen.“ Weil das Konzept im „Stuwer“ so gut funktioniert, hat der Wahlstuwerviertler gleich ein zweites Lokal namens „Die Lamperie“ in der Obermüllnerstra.e eröffnet, in dem es ausschließich Langos in allenVariationen zu genießen gibt. Denn wie Soyka verrät: „Man kann Langos auch gut machen.“

Unbemerkte Haube

Dass Roland Soyka seine Sach gut macht, beweisen zahlreiche Auszeichnungen. Darunter auch eine Haube von Gault&Millau. „Die guten Kritiken nach der Eröffnung Anfang 2018 haben das Team von Gault&Millau auf uns aufmerksam gemacht. Also haben sie uns gefragt, ob wir uns bewerten lassen wollen“, erzählt Soyka. Der Besuch der Tester verlief dann völlig unbemerkt – ebenso das Ergebnis. „Ein Freund hat mir erst von der Haube erzählen müssen“, erinnert sich der Gastronom lachend. Aber die Gastronomie sei ein filigranes Gebilde, das er mit seinen 14 Mitarbeitern am Laufen halte. „Meine Mitarbeiter sind alle sehr individuell und das fördere ich auch. Denn letztendlich muss das Gesamtbild des Lokals stimmig sein“ widersteht er der Gleichmacherei.

Abwechslungsreich

Im Stuwerviertel lebt Roland Soyka nun seit zehn Jahren mit seiner Frau – und seit zwei Jahren mit seiner Tochter, die gleichzeitig mit dem „Stuwer“ das Licht der Welt erblickte. „Das Grätzl ist zwar nicht sehr groß, bietet dafür aber eine total große Spannbreite an Menschen. Und das Stuwerviertel wandelt sich andauernd“, ist Soyka begeistert. Außerdem fasziniert ihn das Grüne an diesem Stadtteil. Fast jede Straße hier sei eine Allee und die gute Lage an der Donau und in der Nähe des Praters seien einfach toll. Und mit seinen beiden eigenen Lokalen hat er das Grätzl auch noch gastronomisch bereichert.