Der freundliche Markt-Standler, der mich jeden Samstag mit Kaspressknödeln versorgt, geht hin. Ein mit mir befreundeter Kürschnermeister aus dem ersten Bezirk auch. Und weil noch dazu ziemlich viele Italiener hingehen, bin ich neugierig geworden.
Als ich zum Schanigarten komme, sitzen die beiden Inhaber bei Kaffee beieinander, sie plaudern scherzend und lachend, jeder Gast, der zum Lokal schlendert, wird freundschaftlich begrüßt. Es wirkt, als wären alle seit Jahren gut miteinander bekannt, ich fühle mich willkommen. „Typisch neapolitanische Gastfreundschaft ist, wenn man sich wie zuhause fühlt, und das leben wir hier mit unseren Gästen. Der Start am Anfang des Jahres war halt nicht ganz leicht, aber wir sind überzeugt von unserer Vision!“
„Das war ein super Sommer, trotz der schwierigen Umstände – ein großes DANKE an alle Gäste, die uns so gut aufgenommen haben, und an uns glauben!“, ergänzt Mihaly dankbar, die kalte Jahreszeit wird eine Herausforderung, unser Lokal besteht ja fast nur aus Schanigarten.“
Da möchten die beiden einen  kuscheligen Glas-Wintergarten mit Heizstrahlern, dann kann man hier den ganzen Winter lang über warm und sicher eine feine Zeit haben. Bis dahin gibt es weiche Decken.

Florian Hoffner kommt aus Italien, Mihaly Czine nicht ganz, aber beide leben süditalienisches Lebensgefühl, lieben es, Gastgeber zu sein, Menschen glücklich zu machen. Nach einigen Gastrojobs sind sie mit ihren Familien in´s Stuwerviertel gezogen, wollten hier mit den Kindern neapolitanische Pizza essen gehen – und wussten nicht recht, wohin. Das war der Anfang von „Il Mercato“, einer Pizzeria, die gerade noch ein Geheimtipp ist, mit den authentischen Pizzen und der entspannten Atmosphäre aber schon auf dem Weg zum Liebling im Grätzel. Am Vorgartenmarkt haben sich Florian und Mihaly also ihren Traum von einem kleinen, familiären Lokal mit ruhigem Schanigarten erfüllt, wo „nur die besten Zutaten vom besten Pizzakoch im besten Pizza-Ofen“ verarbeitet werden. Das braucht Mut, Geschick, Erfahrung und 460° Celsius.

„Unser Koch Vincenzo, er kommt aus Neapel, geht jeden Morgen eine Runde über den Markt, und entscheidet je nach frischem, saisonalem Angebot, was heute auf die Pizza kommt, heute sind es Feigen, an einem anderen Tag Trüffelpaste. Das marktfrische, wechselnde Angebot kommt bei unseren Gästen gut an. Basics wie Mehl, Olivenöl und Käse, Fior Di Latte, kommen direkt von kleinen, befreundeten Produzenten aus Italien. Für unsere Gäste entscheiden wir uns nur für die besten Zutaten.“ Die beiden sind jeden Tag da, lieben es, Wirte zu sein, lieben die Menschen. „Oft kommen italienische Gäste, die schauen die Karte nicht einmal an, die sagen einfach ´Mach mir was Gutes´, das mögen wir besonders.“

Während wir plaudern radelt ein junger Mann vorbei, das Rad ist rot, über der Schulter hat er einen Sack Karotten, ich erkenne den Wirt vom neu eröffneten Brösl. Er wird begrüßt, im Vorbeifahren geneckt: „Hältst Du Dir heimlich Kaninchen?“ „Jaja, Ihr Faulpelze, den ganzen Tag nur rumsitzen,“ gibt Brösl-Wirt Manuel lachend zurück. Auch er, selbst Italiener, kommt fast täglich auf eine Pizza vorbei.  „Die funktionierende Nachbarschaft und das dörfliche Flair sind super!“, Mihaly ist begeistert, „jetzt lebt hier alles auf, überall entstehen neue Lokale, und die Leute halten zusammen. Wenn wir voll sind, schicken wir die Leute auf einen Aperitiv in die Bar gegenüber, zu Solas. Wenn ein Tisch frei wird, rufen wir an, und der Gast kommt zum Essen. So einfach ist das.“

Einen Tipp für´s Pizza Backen zuhause? „Das ist schwierig,“ da sind sie sich einig,“ das machen ja nicht einmal wir. Du brauchst den richtigen Ofen und viel Erfahrung. Einen Ferrari kannst Du halt nicht fahren wie einen Fiat 500.“ Nur 90 Sekunden ist die Pizza im Ofen. „3 Sekunden länger, und sie ist verbrannt, 460 Grad sind eine Menge“ verrät Vincenzo, der Pizzaiolo aus Neapel.

Worauf sie sich am meisten freuen? „Darauf, dass diese Krankheit vorbei zieht, und wir wieder gemeinsam feiern können und Parties feiern können, mit Kindern, die auf den Schanigarten malen, und dass auch Fremde wieder einfach miteinander in´s Plaudern kommen können.“ Bis dahin warten aber noch einige Herausforderungen.
„Die Pizza ist gut. Wir sind gut. Der Koch ist super. Was kann da noch passieren?“ lacht Florian, und packt meine Margherita ein.

Inzwischen habe ich sie verputzt, und ja: Gut!

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